Künstliche Intelligenz im Outplacement, wird jetzt alles anders?

Erinnern wir uns an die Zeit von vor 10 oder 15 Jahren. Bewerben ist einfach, so hiess es. Muster CVs und Muster Bewerbungsschreiben findet man im Internet. Downloaden und los geht es. Welch ein Irrtum das doch war. Wie sollen Bewerber:innen aus Hunderten von Vorlagen erkennen, welcher Vorschlag wirklich «State of the Art» ist, am besten zur eigenen Persönlichkeit passt und die höchsten Erfolgsaussichten hat? Und da sprechen wir noch gar nicht vom Erarbeiten des relevanten Inhalts. Seit 5 bis 10 Jahren ist das Netz voll von Bewerbungstipps und Tutorials. Wieviel Stunden Videos muss sich ein Bewerbender anschauen und dann feststellen, dass viele individuelle Fragen immer noch nicht beantwortet sind?

KI hat viel Potenzial und erleichtert einiges im Bewerbungsprozess. So kann KI den schriftlich weniger Begabten Texte generieren und den Schreibstil deutlich verbessern. Effizienz und Zeit lässt sich durch KI bewiesenermassen optimieren. Der entscheidende Faktor, der zur neuen Stelle führt, ist jedoch nicht die Effizienz, sondern weiterhin Inhalt und Qualität einer Bewerbung!

Wenn ich von 50 Stellensuchenden der oder die Zweitbeste bin, ist das schon ganz gut, aber führt nicht zum gewünschten Ziel. Nur die Besten erhalten den Zuschlag. Und um dies zu erreichen, stösst KI an ihre Grenzen, denn sie widerspiegelt die Daten, Meinungen & Erfahrungen Tausender und liefert somit Durchschnittswerte und den nicht validierten Konsens aller. Es muss dem Bewerber oder der Bewerberin aber gelingen, individuelle, authentische, relevante und wenn immer möglich messbare Inhalte zu präsentieren. Persönliche Erfolge, Aktivitäten, Initiativen interessieren den Leser und genau diese Individualität macht am Schluss den Unterschied zwischen Rang 1 und Rang 2 aus.

Was die menschliche Beratung der Künstlichen Intelligenz noch lange voraus hat, ist Menschen auf der individuellen Ebene emotional aufzufangen, zu inspirieren, zu motivieren, nicht lineare Berufsvisionen und Karrierepfade zu entwickeln, werte- und lebensphasenbasierte Fragen zu beantworten und Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten, das individuelle Umfeld, Wünsche und Träume abzubilden, Netzwerke zu erkennen und zu entwickeln, Ängste zu überwinden, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, Soft Skills zu stärken, Interviews zu trainieren und Vieles mehr.

In einem guten Outplacement lernen die Klienten und Klientinnen die Wahl der richtigen Tools, den richtigen Umgang mit der neuen Technologie und das Erkennen von Chancen. Mit KI wird nicht alles anders, aber es ist wie mit allen neuen Errungenschaften, sie eröffnen eine Vielzahl an Möglichkeiten, sie bieten Chancen aber eben auch Risiken.